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Zernez - Ponte (I)Ofenpass, Stilfserjoch, Umbrail, Gaviapass Andy Damjan Jan Tobi Topsi Liliane & Walter
2. Tag, Samstag den 28. Juli 2001Fotoalbum des Tages ansehen146 km / 3 Pässe / 4086 Hm

Vorbericht
Der Anstieg zum Ofenpass besteht aus 2 Teilen und führt durch den wunderschönen Schweizer Nationalpark. Nach der Abfahrt nach Südtirol stehen wir vor einem Aufstieg mit 48 Serpentinen. Das Stilfserjoch, der dritthöchste asphaltierte Alpenübergang. Damit diese Etappe auch dem Zusatz Königsetappe gerecht wird, biegen wir in Bormio links ab Richtung Gavia Pass. Dieser ist mit 2618 m auch unter den Top five der Alpenpässe. Nach einer 17 km langen Abfahrt werden wir in Ponte di Legno übernachten.

Tagesbericht

Nach dem gestrigen Einrollen und abendlichem Regenguss zeigt sich das Wetter heute für die Königsetappe von der besten Seite. Trotz der 1474 Meter über Meereshöhe ist es angenehm warm. Um zehn Uhr gings los, gleich in die Steigung des Ofenpasses. Auf 21 km geht es in zwei Abschnitten zunächst 300, dann nach einer kurzen Abfahrt weitere 400 Hm bergan.
Der erste Abschnitt liegt noch komplett im Wald, wunderschön im Schweizer Nationalpark gelegen. Nach der ersten Abfahrt zweigt rechts der Livigno-Tunnel ab; gut für uns, denn damit wird der Verkehr deutlich geringer, eine Labsal nach den gestrigen Erfahrungen.
Nun steigt die Strasse unmerklich an, die letzten 3 km geht es noch einmal steil zur Sache, bevor wir die beidseitig schöne Aussicht am Ofenpass geniessen können.
Nach kurzem Aufenthalt stürzen wir uns in die 36 km lange Abfahrt über Sta Maria nach Prato. In Sta Maria hätten wir uns auch nach rechts für den Umbrailpass entscheiden können, aber wir knattern lieber noch ein bisschen und wollen den Umbrail später von hinten nehmen.
Nachdem wir noch schnell die drei Italiener in der Abfahrt abgeschüttelt haben, die sich uns am italienischen Zoll angeschlossen haben, rüsten wir uns in Prato für die 23 km lange Anfahrt zum Stilfserjoch; 48 Kehren schrauben uns hier 1800 Hm in die Lüfte.
Die ersten 7 km geht es noch im Wald am wildrauschenden sBach in der Tiefe entlang, kurz nach der Abbiegung nach Stilfs beginnt der eigentliche Anstieg mit Kehre 48, noch im Wald, wo die ersten Opfer des Passes schiebend ihre Illusionen begraben haben oder noch mit 5 km/h den Exodus hinauszögern.
Als wir aus dem Wald treten, werden wir selber Opfer eines Angriffs des schweizerischen GS2-Teams Helvetica, die an uns vorbeifliegen und auch auf Topsis Komplimente nur unwirsch reagieren. Trotzdem beeindruckend.
Die Kehren werden kaum weniger. Kurz vor Kehre 24 kann man den Pass einsehen - ab der Franzenhöhe erhöht das die Tortur.
Spätestens hier ist jeder auf seinen Rhythmus zurückgefallen, die letzten 12 Kehren liegen am Hang des Passes - es wird immer steiler, nur bei Kehren 8,7,6 kann man ein wenig entspannen.
Kehre 5 ist der Hammer, und den Rest übersteht man auch irgendwie.
Letztendlich überlebt jedoch jeder, oben bewahrheitet sich die These, dass das Stilfserjoch mit 2762 Metern der höchste Rummelplatz Europas ist - vor lauter Autos ist kaum ein Durchkommen; diese unerfreuliche Passage beenden wir nach einer kräftigen Stärkung aus dem Begleitfahrzeug schnell und stürzen uns zusammen mit dem einsetzenden Regen in die Abfahrt. Obwohl bestens eingepackt schlottern wir schnell und frieren uns zunächst bis zur Abzweigung des Umbrailpasses, den wir allerdings wegen des Regens rechts liegen lassen. Wir schleichen die Abfahrt hinunter, ebenso pompös wie auf unserer Anfahrt schichten sich die Kehren übereinander, bei trockenen Bedingungen ein besonderer Schmaus, heute aber eher eine Qual, die wir erst in Bormio beenden können, wo es etwas wärmer ist und wir uns der ganzen nassen Klamotten entledigen können, bevor wir unsere geschundenen Glieder in Richtung Gaviapass bewegen, der letzten Station unseres Tages.
Alles schmerzt - aber nicht genug, um uns davon abzuhalten, diese Anfahrt zu geniessen.
Zum ersten Mal in diesem Jahr verschwindet der Mittelstreifen von der Strasse, nachdem wir Sta Katharina verlassen haben - die schönste Anfahrt beginnt, die wir bisher erlebt haben. Nichts in den Dolomiten, nichts in den französischen Alpen und nichts von dem, was wir in der Schweiz kennen, kann mit der schneebefleckten Aussicht über grüne Matten und grauen Fels, nichts kann mit dieser wunderbaren Strassenarchitektur mithalten, Passagen jenseits der 15 Prozent tun ihr Übriges, um diesen Pass unvergesslich zu machen. Kolossal auch der Bergsee am Pass unter der Felsspitze des Cno die Tre Signori.
Absolut empfehlenswert ist, sich in Sta Katharina einen Chip zu besorgen, mit dem man die Anfahrtszeit messen kann. Dort und am Pass gibt es Leseautomaten, die der Zeitnahme dienen. Das haben wir aber erst am Pass verstanden.
Wir sind auch ohne ziemlich begeistert und treten die Abfahrt an, ohne weitere Höhepunkte zu erwarten. Doch es kommt anders - schon die erste Serpentine zwingt uns zum Stillstand, überwältigt von dem neuen Panorama, das sich uns eröffnet: Unter uns, zwischen nassgrünen Wiesen der grüntürkismetallische Lago Nero, der uns einige Minuten fesselt, bevor wir weiterfahren, die teilweise wegen Baumassnahmen geschotterte Abfahrt in Richtung Bondo di Leggio hinunter, die eine noch schmalere Strasse entlang geht als auf dem Aufweg, auch die Steigungswerte scheinen höher - schade, dass der schmierige Untergrund und die nassen Bedingungen das Rasen unterbinden.
15 km lang geilste Passagen durch den Wald unter geheimnisvoller Stimmung mit Nebel und mystischem Lichteinfall brachten uns an den Rand multipler Orgasmen, bevor die Strasse zweispurig wird und der Abfahrt doch noch zu einem gewissen Geschwindigkeitsrausch verhilft.
Nach 150 km Ankunft in Tému um 19:48. Geilgeilgeill.

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