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Mein erster Pass

Mein erster Pass? An den kann ich mich tatsächlich nicht mehr erinnern. In den Sommerferien zwischen der 10. und der 11. Klasse bin ich mit einer Jugendgruppe von meiner Heimatstadt Bingen am Rhein mit dem Fahrrad nach Oostende an der Nordsee aufgebrochen. Wahrscheinlich habe ich im Hunsrück auf dem Weg nach Trier erstmalig mehr als nur eine Kackwelle überwunden. Woran ich mich allerdings noch gut erinnern kann: die Abfahrt nahmen wir zu einem guten Stück auf dem Standstreifen der A1, sehr schnell von einem Streifenwagen mit Blaulicht begleitet. Anstelle einer Postkarte hatten wir uns über die Verkehrsnachrichten erstmalig bei den Eltern gemeldet...

Es folgte eine über 30-jährige Pause bis ich bewusst den ersten ,,Pass" überfahren habe. Ich gehe davon aus, die meisten schmunzeln jetzt, wenn ich jetzt die Spessart-Höhenstraße und ihren höchsten Punkt, ,,Zum Engländer", in meinem Palmares aufführe. Eine kleine Welle für die Quaeldich-Profis, doch ein großer Anstieg für einen langjährigen Raucher. Nach 4 Jahren des Nichtrauchens wollte ich eigentlich nur entlang von Saale und Main von Potsdam nach Bingen am Rhein radeln, mit einem Stahlrad, einer 11-Gang-Alfine-Schaltung und zwei vollen Satteltaschen. Einmal quer durch Deutschland, eine Strecke zwischen alter und neuer Heimat, die ich dutzende, wenn nicht hunderte Male mit dem Auto oder dem Zug gefahren bin. Endlich die sonst rasend schnell vorbeifliegenden Landschaften kennenlernen und einen lang gehegten Traum erfüllen. Über den Rennsteig in Thüringen sollte der Weg aus dem Saaletal ins Maintal führen, doch ein Frühlingsgewitter mit Hagel, Starkniederschlag und beachtlichem Temperaturabfall brachte den Tourplan total durcheinander, sodass ich in Jena in den Zug nach Lichtenfels stieg. Der erste Pass blieb unbezwungen. Das ich diese Ausrede, den vermeintlich einzigen Anstieg zu umgehen, so bereitwillig annahm, zehrte in den nächsten Tagen sehr an meinem Ehrgeiz. Also beschloss abends in Lohr mir eine Mainschleife zu sparen und stattdessen über den ,,Engländer" bis nach Aschenburg zu radeln. Voller Glücksgefühle endet die Tagestour nach ca. 150 km dann letztlich in Mainz. Der erste Pass war bewusst bezwungen. Das war 2014, seitdem kenne ich ,,quaeldich.de".